Die bürokratische Gesamtbelastung für die Betriebe ist weltrekordverdächtig, betont ZDH-Präsident Dittrich gegenüber Andreas Hoenig von der „dpa“.
„Wir wollen gern, dass die Wirtschaft investiert in Transformation und Modernisierung. Dann ist es aber auch die Pflicht der Politik zu schauen, ob und wie die Betriebe das auch tatsächlich stemmen können, ob deren Gesamtbelastung noch verkraftbar ist. Doch die Realität ist: Die Gesamtbelastung durch Steuern, Abgaben und Dokumentationspflichten ist inzwischen weltrekordverdächtig.
Mein Eindruck ist, dass sich die Politik dessen immer noch nicht bewusst ist, und das bereitet mir wirklich Kopfzerbrechen. Meine große Sorge ist, dass die Betriebe es eben absehbar nicht mehr richten können: Schon jetzt sehen wir aufgrund der multiplen Krisen und der bisherigen Politik, dass Investitionen und Kreditvergaben massiv zurückgehen.
Theoretisch müssten die in solchen Zeiten der Transformation eigentlich nach oben gehen, doch gerade findet genau das Gegenteil statt. Die Stimmungslage im Handwerk ist sehr fragil. Statt eines Doppelwumms erleben wir genau das Gegenteil, nämlich scharfe Bremsspuren.“
„Die Zukunftsaussichten werden in allen Bereichen schlechter. Die Zuversicht, die notwendig ist, um die gigantischen Transformationsziele zu erreichen, die die Politik und wir uns gesetzt haben, die ist nicht mehr da. Selbst die Sanitär-, Heizungs- und Klimabetriebe sagen, dass der Auftragsvorlauf kleiner geworden ist.
Vor einem halben Jahr hat es noch geheißen, wir haben nicht genügend Leute, die gesteckten Ziele und damit die Transformation zu schaffen. Daran sieht man doch, dass Realität und Ziele auseinanderdriften.“
„Die Lage im Bau und ganz besonders im Wohnungsbau hat sich noch mal verschlechtert. Die allermeisten Maßnahmen aus dem 14-Punkte-Papier vom Baugipfel, die nun zur Disposition stehen oder sogar gestrichen werden sollen, sind noch nicht umgesetzt.
Es besteht eine massive Verunsicherung, die durch Entscheidungen, wie etwa die kurzfristige Beendigung und Aussetzung der KfW-Förderung für klimafreundliche Neubauten, noch weiter verstärkt wird. Der Wohnungsbau bricht derzeit zusammen und das droht, auch andere Bereiche mit in die Tiefe zu ziehen. Wohnungen, die dringend gebraucht werden, werden nicht gebaut. Auch im Gewerbebau kommt es zu einem Investitionsaufschub.“
„Natürlich gehen eine Rezession in Deutschland, Inflation und Kostentreiber wie der sprunghaft höhere CO2-Preis auch am Handwerk nicht spurlos vorbei. Ich empfehle allen Verbraucherinnen und Verbrauchern: Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, private Investitionen anzugehen, denn wegen der Gesamtgemengelage ist ein genereller Preisrückgang nicht in Sicht.
Handwerksleistungen werden teurer werden, weil sich die Kosten für die Betriebe an vielen Stellen erhöhen. Und Betriebe nehmen keinen Auftrag an, wenn sie einen Verlust erwirtschaften.“
Quelle: Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
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